Man kann hier nur Mutmaßungen und Spekulationen anstellen   

Der Schnallentreiber könnte sein
Leben so rekapitulieren !

Mit diesen Zeilen versuch ich, unglorifiziert zu beschreiben, wie das Leben im Krieg von 1618 - 1648 (möglicherweise) war.
Auf mittelalter Märkten; historischem Allerlei, was wird geboten ?

 

Saufen, Fressen, Lagerfeuer, Musik & Tanz.

 

Vorweg muß ich anmerken:
Unsere dargestellte Zeit, ist die Epoche der
ausgehenden
Renaissance, nicht das Mittelalter
und der Barock schlich sich heran.
Das Mittelalter endete ca. 1500.

Versetze Dich ins Jahr 1631 ..... und folge mir.

 

Als Hauptmann war ich 13 Jahre mit dem kaiserlichen Heer unterwegs. In Kämpfen verdingt, mehr oder minder erfolgreich, mit den Jahren müde und leer. Führte viele Soldaten in furchtbare Schlachten, Gemetzel, Plünderungen und Tod. Dennoch, waren viele Gelage und unvergessliche Feste dabei.

 

Zu alt für den Kampf, läßt mich Feldherr Generalissimus Johann Tsercleas Graf von Tilly, als alt gedienten Offizier zum Tross in die hinteren Reihen des Heereszuges versetzen.

 

So wurde ich Führer der Marketenderinnen.

 

***Auf´s Marketenderinnen-Leben, gehen wir noch ein***

 

Eine gewiss angenehme, schöne und verantwortungsvolle Aufgabe. Den Krieg hab ich nach all diesen Jahren satt. Euch edlen Damen, werten Herren ... Manns- und Weibsvolk;
Um das so romantisch erscheinende Leben des frühen 17. Jahrhunderts näher zu bringen, will ich versuchen es unterteilt in verschiedene Bereiche, ungeschminkt zu beschreiben.

 

 Es war nicht romantisch !!!   Es war furchtbar, entbehrungsreich, blutig und unvorstellbar grausam.

 

 Machen wir uns auf die Reise und beginnen im Jahr 1631  mit der Sprache.

 Die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Zusammenstellung der Heere zeigt, dass die Sprache große Verwendung hat, ähnlich dem Esperanto. Ein Lyriker der damaligen Zeit nennt die durch das Land ziehenden Heere: Eine Musterkarte der Nationalitäten. Deutsche, Italiener, Franzosen, Spanier oder Dänen haben noch keine Bedeutung. Panduren, Schwaben, Franken, Florentiner, Bretonen, Wallonen, Tiroler, Sachsen, Angelsachsen und Katalanen schon eher. Viele suchen sich den Krieg als Handwerk aus. Es kommen Söldner aus Regionen, die im deutschen Raum noch gänzlich unbekannt sind.

 

Mit großen Augen bestaunt, werden die Schotten mit ihren karierten Röcken oder die Lappen mit ihren Rentierfellen, welche in der Schwedischen Armee dienen. Reibereien zwischen den ethnischen Gruppen sind an der Tagesordnung. Rivalitäten und Feindschaften flammen auf, die selbst unter einer gemeinsamen Fahne nicht zur Ruhe kommen. Die Obristen und Hauptleute, versuchen die Regimenter nach Beschaffenheit der kameradschaftlichen Gefühle zu ordnen. Durch ständigen Schwund und stets stattfindende Abwerbung verändert sich die ethnische Zusammensetzung dauernd und unentwegt.

 

Wie aber verständigt sich diese Vielvolk-Armee? Zum einen sind da Söldner mit Sprachkenntnissen die als Dolmetscher fungieren zum anderen Sprachmeister. Viele meiner Offizierskameraden verfügen über einen großen multilingualen Wortschatz. Sich in einem fremdsprachlichem Idiom mitzuteilen, fällt den meisten Söldnern leichter, als die Muttersprache zu lesen oder schreiben.

 

Jedem Soldat sind Begriffe wie Ranzion (Lösegeld), Plackerei (Straßenraub), Quartier (Schonung bei Gefangennahme) und Kontribution (Zwangsabgabe einer Stadt oder Religion zur Kriegsführung) geläufig. Eine der häufigsten Möglichkeiten der Verständigung ist das Rotwelsch - Gaunersprache. Es finden Elemente aus dem Deutschen, dem jiddischen, Zigeunersprache und dem romanischem Verwendung, eine Vermischung. Des Weiteren haben Soldateska und Milieu enge Berührungspunkte. Gesuchte Straftäter lassen sich in die Sold-Listen einschreiben und verschwinden wenn der Vertrag zu Ende und er auf der „Gart" (Suche nach einem neuen Dienstherrn) ist, im Umfeld von Vagabunden und Landstreichern.

 

Auch ein alltäglicher Begriff (der im 21. Jhrt. noch Bestand haben wird) „die Trommel rühren" von damals, ist nahezu Jedermann bekannt. Kriegsunternehmer haben Bestallungsbriefe, worin sich der Soldat dem Regiment verschreibt. Zum ausfüllen dieser Briefe werden auf öffentlichen Plätzen unter Begleitung von Pfeiffern und Trommlern, die Werbetrommel im wahrsten Sinne des Wortes „gerührt". Ein regelrechter Aufzug eines öffentlichen Spektakels und Aufforderung sich zum Kriegsdienst zu melden.

 

Nackend, bloß und ausgemattet
Uniformen gibt es kaum. Die Militärhandbücher empfehlen dem Söldner: - derbes Schuhwerk - dicke Socken - kräftige Beinkleider - grobe Hemden - ein Wams aus Büffelleder - ein Umhang gegen Regen - einen breitkrempigen Hut - Die Kleidung soll weit geschnitten sein und wenige Nähte haben - damit sich kein Ungeziefer festsetzen kann. Man kann sich die Zerrissenheit der Soldaten was die Kleidung betrifft, nicht extrem und schlimm genug vorstellen. Nackend, bloß und ausgemattet sind die militärhistorischen Begriffe dafür. Der Sold des Recken kann da kaum Abhilfe schaffen. Die Besoldung ist monatlich ungefähr wie folgt gestaffelt:

 

Landsknecht = 6 Gulden

Korporal = 12 Gulden

Feldweibel = 21 Gulden

Fähnrich = 40 Gulden

Leutnant = 60 Gulden

Hauptmann = 250 Gulden

Oberst = 500 Gulden

 

Zu bedenken ist, dass selbst ein Landsknecht- Sold von ca. 6 Gulden, deutlich über dem eines Arbeiters liegt, fürstlich ist es trotzdem nicht. Uniformen führt Gustav Adolf im Laufe des 30jährigen Krieges ein.

 

Die Gefrorenen:
Ein Soldat wird im Lauf eines langen Söldnerlebens ein „Gefrorener": Er überlebt Kugelgewitter, Schlachten, Hungersnöte, Pest, harte Winter, Plünderung und allerorts roheste Gewalt. Der Krieg ist sein Handwerk, es ernährt ihn und hält ihn am Leben. Es gibt Söldner, die 20 oder 25 Jahre dienen (bei einer Lebenserwartung von ca. 44 Jahren). Sie sind in dieser Zeit ca 25.000 km kreuz und quer (meist zu Fuß) durch Europa gezogen und haben bis zu 10 mal die Seiten gewechselt, 2 - 3 Frauen und 5-8 Kinder verloren.

Ein Beispielsöldner, mit seinem Weib:
Der Soldat zieht nicht allein in den Krieg. Unmittelbar nach seiner Musterung, dem ersten Sold in der Tasche und einer gesicherten Zukunft vor Augen, sucht er sich eine Gefährtin. Der Krieg führt zu einer Verelendung im ganzen Land. Immer mehr Menschen flüchten vor der existentiellen Bedrohung in die wachsenden Haufen der Heere. Für ein jung vermähltes Paar wird der Tross, der dem Heer getreulich folgt, zur neuen Heimat. Der Tross ist zeitweise 2 - 3 mal so groß wie die Armee selbst. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Söldner seinen kompletten Hausstand ins Feld mitbringt, nicht zuletzt um versorgt zu sein wenn er krank oder verwundet wird. Die Frauen verdingen sich indem sie Wäsche der Offiziere waschen, Handlangertätigkeiten verrichten und eilen mit ihren Männern des Nachts auf die Schlachtfelder um die Toten zu plündern.

Ein Soldatenweib hat sich auf dem Marsch abzuschleppen: Sie führt Viktualien (Lebens- mittel des täglichen Gebrauches) und dergleichen Waren mit; Holz und Stroh, ganz zu schweigen von Kindern. Kleidung sowie Schuhvorrat, Töpfe, Pfannen, Schüsseln und Zeltbahnen. Als ob es der Mühsal nicht schon genug gewesen ist, führt sie oft noch einen Hund mit sich, den sie bei schlechtem Wetter auch noch auf dem Arm trägt. Als kürzlich ein 4er-Regiment aufgelöst wurde und 690 Soldaten verabschiedet, stellt sich heraus dass dazu 650 Frauen und 900 Kinder gehören, genauso wie etwa 400 Hunde.  

 
 
Die Marketenderinnen:
 

(oder auch fahrende Frauen und Töchter genannt)

 

Soldatenfamilien sind Familien auf Zeit, oft nur Beutegemeinschaft genannt. Werden die Partner (zu 85% durch Tod) getrennt, muss sich meist die Frau mit den Kindern allein durchschlagen und sie hat keinerlei Altersversorgung. Die Geschichte einer Frau, die den Grund ihrer Existenz ausschließlich im Soldaten-Milieu sucht, hat Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (ca. 1621-76)geliefert. Selbst Trossbube im 30jährigen Krieg, hat er die Geschichte der „Ertzbetrügerin und Landstörzerin Courasche" beschrieben. Alt geworden, erzählt er von einer Landstreicherin und deren Auf und Ab des Lebens im Kriege. Anfangs war sie kriegsgedient: Rittmeisterin, Hauptmännin, ferner eine Leutnantin, bald Marketenderin, Musketierin und letztlich eine Zigeunerin. Lässt keine Bubenstücke und begangene Laster in Ihrer Haupt- und Generalbeichte aus.

 

***Bertolt Brecht , entwickelte die Figur in seiner Ballade „Mutter Courage und ihre Kinder" (1939) weiter. Es ging ihm um das Wesen des Krieges. Die Marketenderin „Courage" hat dieses Wesen erkannt. Sie glaubt an den Krieg. Merkt aber nicht, „dass man eine große Schere haben muss, um am Krieg einen Schnitt zu machen". Am Ende hat sie all ihre Habe und Kinder verloren. Unverdrossen spannt sie sich selbst vor Ihren zerlumpten Wagen und während der Chor singt „...die Toten ruh´n, und was noch nicht gestorben ist, das macht sich auf die Socken nun" zieht Courage ihr Gefährt an. „...ich muß wieder in´n Handel kommen" sind ihre letzten Worte.***

 

Es ist wenig über das wahre Leben der Tross-Huren und ihre Wege im Heer bekannt. Nicht selten sind es auch Marketenderinnen die den Soldaten ihren Körper verkaufen. Prostitution als lukratives Nebengeschäft, damit lässt sich so manche Notsituation überbrücken. Diese Tätigkeit wird von den Befehlshabern meist stillschweigend geduldet, da auch sie diese Annehmlichkeiten in Anspruch nehmen. Viele dieser Mädchen und Frauen kommen nach Feldzügen als „Beute" in die Lager und werden dort wiederum an Soldaten weiterverkauft. Kein Heer kann ohne Marketendervolk überleben.

 

**Das Wort stammt aus dem italienischen "mercato & mercantante" = Markt und Handel.**

 

Ich will ausdrücklich betonen: DAS Hauptgeschäft der Marketenderin ist der Handel. Sie handelt mit allem was der Soldat braucht. Bei ihr versilbern die Landsknechte auch ihre gemachte Beute. 

 

Es sind große Unternehmer mit prall gefüllten Planwagen, oder auch Kleinere die ihre Waren auf Handkarren oder Eseln transportieren, sogar auf ihrem Buckel tragen. Markentendervolk lebt gefährlich. Wenn der Tross bei einem Feldzug „kassiert" wird, sind Sie und ihre Ware als erstes dran. Übergriffe können aber auch von den eignen Leuten drohen. Manch Einer ... schwer verschuldet beim Marketender, löst sein Zahlungsproblem mit Gewalt. Viele Marketenderinnen schließen sich zu einer Gruppe zusammen, die wie Eingangs schon erwähnt, von einem alt gedienten Hauptmann (dem Huren- oder Dirnenwaibel) geführt wird. Mir. Die kräftigeren der Frauen sind durchaus in der Lage, kleinere Angriffe abzuwehren. Auch verdingen sich diese fleißigen Frauen als die ersten Sanitäter auf den Schlachtfeldern und gehen den Feldschern zur Hand.
Durch die mangelhafte Infrastruktur (die Straßen sind kaum befestigt, Zwischenlager gibt´s nicht) sind Sieger und Verlierer oft gezwungen, die gleiche Marschroute zu wählen. Kartenmaterial ist Mangelware und ungenau, hält man sich beim Marschieren an den Lauf bekannter Flüsse, von denen man mit Sicherheit weiß, welche Städte und Siedlungen an ihren Ufern liegen. Sind diese geografischen Gegeben- heiten nicht vorhanden, nimmt man aus der Ortsansässigen, beziehungsweise ortskundigen Bevölkerung Geiseln, die den Weg zur nächsten Ortschaft wissen. 

 

Das Leben der Tross-Hure ist, wie sollte es auch anders sein, von ihrem Liebreiz, Ausstrahlung und Können abhängig. Es ist im großen und Ganzen ein Leben am unteren Ende der Nahrungskette. Es gibt einfache Dirnen die sich dem Lanzer für ein warmes Essen, ein paar Kreuzer oder auch nur zum Schutz für die kommende Nacht anbietet.
Andererseits ist die Mätresse der Obristen und Generäle mit im Tross unterwegs. Diese „Edel-Dirnen" können es sich leisten, ein junges Mädchen welches in den Kriegswirren oft allein unterwegs ist, als Magd zu halten und sie später wenn sie zur Frau wird, in die Geheimnisse des Hurenlebens einzuweisen. Wie oft, machte mir eine warme schöne Frau, für wenige Stunden dieses Dasein erträglicher.

 

Wie auch unter dem "Link" SEX,DAMALS" schon beschrieben .... Der Begriff der Prostitution lässt sich vom griechischen „porneia" was soviel wie Unzucht oder Hurerei bedeutet, herleiten. Ferner besteht die Verbindung zum lateinischen „prostibilis", was „sich feil bieten" heißt. Dieser sowie weitere Begriffe wie „prostibulum" (Dirne, Bordell) oder „prostituta" (Dirne) sind gemäß dem Lexikon des Mittelalters in der Frühneuzeit aufgekommen.
Der auch gebräuchliche Ausdruck "gemeine Weyber" ist durchaus wörtlich gemeint. Die Prostituierten müssen nämlich jedem Freier zur Verfügung stehen. Frauenhäuser oder einzelne Prostituierte, die sich nur einem exklusiven Publikum vorbehalten wollen, werden vom Stadtrat in der Regel hart angegangen. Mittelalterliche Prostituierte sind ganz klar den Randständigen zuzuordnen. Sie sind vom Bürgerrecht ausgeschlossen und oft der Vergewaltigung durch jugendliche Banden, Kunden, Frauenhändler, Zuhälter, Frauenwirte und im Kriege dem Dirnenwaibel ausgesetzt, denn in der Rechtspraxis wird die Vergewaltigung einer Frau aus der gleichen sozialen Schicht milder bestraft als die Vergewaltigung einer Frau aus einer höheren sozialen Schicht. Manche Prostituierte wird durch künstlich herbeigeführte Verschuldung in eine sklavenähnliche Abhängigkeit versetzt.

 

Der Tross:
Beginnend bei den Fuhrleuten, Handwerkern aus allen Sparten sowie Menschen die sich um die Verpflegung kümmern. Stellmacher und Zimmerleute helfen beim herrichten von den Geschützbatterien. Schanzbauern oder Knechte erledigen die schweren Erdarbeiten bei Belagerungen. Schmiede, Büchsenmacher, Sattler und Drechsler reparieren Waffen und Gerät. Bäcker, Metzger, Köche, Fischer und Schankwirte sorgen für das leibliche Wohl. Hirten hüten die riesigen Herden, welche mitgeführt werden. Ein Heer von ca. 10.000 Soldaten, hat einen Tross von 18.000 Leuten. Beinah 8.000 - 10.000 Stück Vieh (Kühe, Ochsen, Schafe, Schweine, Ziegen und Hühner) ziehen mit. Davon erleben etwa 400 bis 500 den nächsten Tag nicht mehr.

 

Genauso verschlingt ein solcher „Haufen" etwa 25.000.000 ltr (in Worten 25 Millionen) Wein und Bier im Jahr. Was die Soldateska nicht plündert, macht der Tross zunichte. Es ist nicht leicht für die Städte und Dörfer die am Wegesrand liegen.
Bei der Belagerung der Stadt Brünn haben sich aufgrund der üppigen Weinvorräte etliche Soldaten buchstäblich zu Tode gesoffen. Das Fatale ist, dass viele Vorgesetzte das „über die Stränge schlagen" nicht ahnden, sondern selbst diese Schwächen und Laster mit ihren Soldaten teilen. Es fiel mir nicht immer leicht, als Vorbild zu glänzen. Du wusstest oft nicht, ob Du den nächsten Tag noch erlebst. Genauso haben sich die Meisten auch verhalten.

Befehlshaber, Obristen und Hauptleute, wollen selbst im Felde nicht auf lieb gewonnene Gewohnheiten sowie Dienstpersonal verzichten. Daher wimmelt es zuweilen auch von Hofschranzen, Lakaien, Mägden, Luxusköchen, Pastenbäcker und Kellermeistern. Die niedrigeren Chargen halten sich Trossbuben, welche als ein „abgefeimtes Geschlecht von Taugenichtsen" betitelt wird. Ihre Kunst besteht in Stehlen und Spionage, pflegen von Pferden und zur Not ziehen sie ihren Herrn aus dem Kampfgetümmel in Sicherheit.

 

 

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